Am Großglockner zu stehen, dem höchsten Punkt Österreichs, war für mich ein unbeschreibliches Gefühl - ein Moment, an dem sich jegliche Anstrengung, jede Herausforderung im Aufstieg und jede Schweißperle gelohnt hatten und man mit unvergleichlichem Stolz auf die umliegende Berglandschaft blicken kann. Dazu kam noch das einmalige Glück, dass wir den Gipfel komplett für uns alleine genießen konnten und die Gratwanderung ganz ohne Gegenverkehr meisterten. Der Sonnenuntergang auf der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs und der kontrastreiche Anstieg durch grüne Täler, über felsige Klettersteige und den Gletscher - all das machte die beiden Tage am Großglockner zu einem der spektakulärsten nur vorstellbaren Bergtage.
Aufstieg Stüdlhütte: 2 Stunden
Stüdlhütte - Erzherzog-Johann Hütte: 2 Stunden 15 Minuten
Erzherzog-Johann Hütte - Großglockner: 1 Stunde 30 Minuten
Abstieg Erzherzog-Johann Hütte: 1 Stunde 20 Minuten
Abstieg zum Parkplatz: 3 Stunden 20 Minuten
Steigt man beim Parkplatz am Ende der Mautstraße aus dem Auto, so zeigt sich das Gipfelziel - zunächst als unnahbarer und weit entfernter Felsgigant. Über eine gemütliche Forststraße legt man die ersten Höhenmeter gemütlich zurück. Erst nach und nach beginnt der Verlauf steiler zu werden. Durch einige Abschneider ließe sich die Schotterstraße abkürzen, die nach etwa 45 Minuten Gehzeit bei der Lucknerhütte ihr Ende findet. Die gemütliche Hütte würde gleich zu einer Pause auf der schönen Terrasse mit Glocknerblick locken - eine Belohnung, die wir uns aber erst am nächsten Tag gönnen würden. So ging es inmitten sattgrüner Bergwiesen weiter in den Talschluss des Ködnitztales, das durch die spektakulären Bergwände der umliegenden 2.000er gesäumt ist. Man passierte die Grenze der Nationalpark Außenzone, während steiler werdende Serpentinen bergwärts führen. Während des Aufstieges zur Stüdlhütte wurde der anfangs gemütliche Almweg zunehmend felsdurchzogener. Nach etwa 2 Stunden Gehzeit hatten wir dann die zweite Hütte des heutigen Tages erreicht. Bei der modernen Stüdlhütte legten wir eine erste kurze Pause ein und machten Bekanntschaft mit unserem Bergführer, der uns hinauf zum Großglockner bringen würde.
Gestärkt machten wir uns an den weiteren Aufstieg zum nächsten Etappenziel, der Erzherzog-Johann Hütte. Noch blieb das Gelände unverändert, erst nach und nach verwandelte sich der felsdurchzogene Wanderweg in eine karge Felswüste. Ein türkiser Gletschersee und plätscherndes Schmelzwasser zeigten sich als erste Vorboten des Ködnitzkees, des kleinen Gletschers, den wir heute queren würden. Über Felsplatten und Geröll näherten wir uns dem, inzwischen deutlich näher gerückten, Tagesziel. Der Untergrund wurde langsam eisüberzogener, bis wir schließlich direkt am Gletscher standen. Einer gut ausgetretenen Spur folgten wir nun quer über das Ködnitzkees, passierten eine Gletscherspalte und erreichten schließlich eine steile Felswand, über welche Stahlseile aufwärts führten. Gleich die erste Passage ist im Schwierigkeitsgrat C zu überwinden, danach geht es für etwa 200 Höhenmeter im Schwierigkeitsgrat A/B bzw. B den Felsrücken bis zur Erzherzog-Johann Hütte. Diese hatten wir nach etwa 4 Stunden und 15 Minuten erreicht.
Nun standen wir vor der Wahl - ursprünglich war geplant, auf der Hütte zu übernachten und erst am nächsten Tag auf den Gipfel aufzusteigen. Da der Nachmittag aber noch nicht allzu weit fortgeschritten war und wir uns noch fit fühlten, entschieden wir uns gegen die ursprüngliche Planung und machten uns gleich an den Gipfelanstieg - eine Entscheidung, für die wir in jeglicher Hinsicht belohnt werden sollten.
Also blieben wir nicht lang auf der Hütte, sondern machten uns gleich an die nächste Etappe, die uns anfangs über ein sehr steiles Gletscherfeld führte, das wir in Serpentinen zurücklegten. Die markante Ostwand des Berges ragte bereits eindrucksvoll vor uns auf und ließ erahnen, dass der letzte Teil des Aufstieges kein Spaziergang werden würde. Das zeigte sich sofort am Ende des Gletschers, wo die Kletterei durch das Eisleitl begann. Einige Passagen bis zum 2. Schwierigkeitsgrat, die durch Seile und einige Metallstifte versichert sind, führen durch diese Passage und laufen schließlich mit dem Ostgrat zusammen, der ab der Adlersruhe über die ausgesetzte Felsschulter des Glockners verläuft. In weiterer anspruchsvoller Felskraxelei ist schließlich der Kleinglockner erreicht, und somit der Beginn des luftigen Gipfelgrates. Der Grat selbst ist nicht lang und findet bei einem kurzen steilen Abstieg sein Ende - drahtseilversichert geht es über eine C Passage in die schmale Glocknerrinne, von welcher die sogenannte Pallavicinirinne gefühlt senkrecht nach unten zu fallen scheint. Ein letzter Aufschwung im 2. Schwierigkeitsgrat trennt nun noch vom Großglockner - nach etwas über 6 Stunden Gehzeit hatten wir schließlich das Objekt der Begierde erreicht und konnten es genießen, den höchsten Berg Österreichs erklommen zu haben. Und das in vollkommener Einsamkeit - einer der Vorteile einer Nachmittagsbesteigung. Neben der Gipfelruhe sprach auch der (Gegen-)verkehr am Gipfelgrat für unsere Zeitplanung.
Stolz ging es nun an den Abstieg. Dieser erfordert bis zur Erzherzog-Johann Hütte noch absolute Konzentration, erst auf der Hütte konnten wir dann die Füße ausstrecken. Der Sonnenuntergang auf 3.454 Metern Seehöhe, ein leckeres Abendessen und ein gemütlicher Hüttenabend gaben einem unglaublichen Bergtag schließlich seinen Ausklang.
Am nächsten Morgen machten wir uns zeitig nach dem Frühstück um halb 7 an den Abstieg - über den Klettersteig und das Ködnitzkees ging es retour zur Stüdlhütte und durch das Ködnitztal zurück zum Ausgangspunkt - natürlich nicht, ohne bei der Lucknerhütte noch ein Mittagessen und einen Zirben zu genießen.
Der letzte Teil des Abstieges führte über einen schönen Almweg entlang des Ködnitzbaches zum Lucknerhaus. Dort angekommen lag der Großglockner schon weit hinter uns. Wir konnten nur voller Stolz zurückschauen - aber auch erschöpft nach den beiden Tagen am Dach Österreichs.
Daten und Fakten zur Tour:
Zu Kartenansicht und Höhenprofil
© OpenStreetMap
Vom Glockner zum Glockner - am Sonntag, bevor wir nach Kals abfuhren, besuchten wir noch das Glocknerkreuz in Bad Wimsbach-Neydharting. Zwar etwa xx Meter niedriger, als sein großer Bruder, aber eine gute Einstimmung :)
Nun aber zur eigentlichen Glocknerbesteigung:
Anreise und Parken: Der Parkplatz beim Lucknerhaus ist über eine Mautstraße erreichbar (HIER geht's zu den Mauttarifen). Auf dem großen Parkplatz beim Ausgangspunkt fallen keine zusätzlichen Parkgebühren an.