Für mich war die Besteigung der Spitzmauer ein ganz großer Traum - ein Berg, der von praktisch überall im oberösterreichischen Alpenraum zu sehen ist, der für mich lange Zeit weit weg schien und sich hart verdienen ließ. Nicht zuletzt, da es schon den einen oder anderen Aufstiegsversuch gegeben hatte, der aus teils gesundheitlichen Gründen gescheitert war. Dementsprechend war das Glücksgefühl beim Edelweiß umso größer. Definitiv kann ich sagen: Ich hatte noch nie einen Jubelschrei auf einem Gipfel losgelassen, doch hier oben war es soweit. Und von unten aus raufgeschaut war der Stolz umso größer. Denn eines steht fest: Hier oben, auf 2.446 Metern, war ein Traum wahr geworden.
Vom Ausgangspunkt bei der Polsterlucke ging es zunächst entlang einer Forststraße taleinwärts, wo sich der Ausgangspunkt des Waldweges zum Prielschutzhaus befindet. Von hier an legten wir die Höhenmeter sehr schnell und steil zurück. Nach den ersten 200 Höhenmeter passieren wir den Klinserfall, der eine erste willkommene Abkühlung bietet. Als nächstes geht es vorbei am Großen Ofen, weiter vorbei am Gott-sei-Dank Bankerl und zur Märchenwiese. Diese ersten etwa 600 Höhenmeter verlaufen auf einem überwiegend felsdurchzogenen Waldpfad, mit einigen Seilversicherungen (die aber nicht besonders schwierig sind). Ab der Märchenwiese geht es die letzten 200 Höhenmeter bis zum Prielschutzhaus über einen einfachen Waldpfad unterhalb der Materialseilbahn. Nach insgesamt 1 Stunde und 45 Minuten Gehzeit waren wir dann am Prielschutzhaus angekommen, wo wir einen gemütlichen Abend verbrachten und auch über Nacht blieben.
Am nächsten Tag stand dann die Besteigung der Spitzmauer am Programm. Tagwache war um 04:30 Uhr, um 05:00 Uhr ging es nach einem kurzen Frühstück mit Stirnlampe los. Vom Prielschutzhaus ist der Normalweg mit 4 Stunden angeschrieben - diese schöpften wir zwar nicht komplett aus, im anspruchsvollen Felsgelände kommt es aber relativ gut hin.
Über einen Latschenweg ging es zunächst zur Klinser Schlucht und hindurch zur Klinser Scharte, vorbei an dem Gedenkkreuz für den Absturz der JU52 im Jahr 1942. Nach eineinhalb Stunden war die Scharte erreicht und somit auch die Stelle, an der sich der Weg zwischen Klettersteigroute und Normalweg gabelt. Unser Weg führte uns weiter geradeaus. Nach der Querung eines Geröllfeldes erreichten wir eine weitere Kreuzung, wo man rechts Richtung Pühringerhütte abzweigen könnte. Für uns ging es weiter geradeaus. Hier begann nun der für mich reizvollste Teil der Tour: Durch hochalpines Gelände geht über das Hochplateau, welches definitiv namensgebend für das karge Tote Gebirge ist, über Felsen, vorbei an neugierigen Gämsen, wobei man zu diesem Zeitpunkt nur wenige Höhenmeter zurücklegt. Die eindrucksvollen Felswände von Weißgrubenkopf und Temlberg türmen sich neben uns auf, unser Ziel, die Spitzmauer, war noch nicht zu sehen. Etwa eine Stunde geht es ohne nennenswerte Anstiege durch diese wunderschöne Landschaft, bis unser Weg sich nach links zu drehen und stark anzusteigen beginnt. Hier ist Vorsicht geboten, da der Untergrund teils sehr locker und lose ist. Trittsicherheit ist Voraussetzung! Der nächste Stopp war dann der Meisenbergsattel, von dem aus sich erstmals der Blick auf die Spitzmauer bot, die inzwischen schon in relativ greifbare Nähe gerückt war.
Nach dem Maisenbergsattel waren einige Kraxelpassagen zu überwinden, die teils ziemlich anspruchsvoll (da nicht gesichert) waren. Nach insgesamt circa 3 Stunden Gehzeit hatten wir den Spitzmauerplan erreicht, den Sattel, wo Normalweg und Klettersteig wieder zusammenlaufen. Vom Spitzmauergipfel trennten uns noch etwa 200 Höhenmeter und eine halbe Stunde. Dieser letzte Anstieg erfordert definitiv Bergerfahrung und Trittsicherheit, da es über Felsen und loses Schottergelände geht - und teilweise auch über schotterüberzogene Felsen. Man braucht das eine oder andere Mal die Hände und überwindet einige Metallstifte im Fels. Und dann war es soweit - das metallene Edelweiß des Spitzmauergipfels lugt zwischen Felsen hervor und belohnt für den konditionsfordernden und teils anspruchsvollen Aufstieg.
Hier oben stand nun eine ausgiebige Rast am Programm, bevor es entlang der Aufstiegsroute wieder talwärts ging. Bei einem Mittagessen am Prielschutzhaus und einem Abschlussgetränk im Tal bei der Polsterlucke blickten wir voller Stolz auf unser heutiges Gipfelziel zurück.
Eine Videodarstellung der Tour gibt es übrigens auf YouTube bei den >> Alpinfreunden <<
Unter den Fotos könnt ihr euch das Video anschauen!
Daten und Fakten zur Tour:
Anreise und Parken: Ausgangspunkt unserer Tour war das Polsterstüberl, welches mit Wandertaxi oder Tälerbus erreichbar ist. Geparkt hatten wir bei dem großen Parkplatz beim Skigebiet. Achtung: Der Tälerbus kommt nur auf Anruf zum Polsterstüberl (+43 7564 5159). HIER geht's zum Fahrplan des Tälerbusses.
Alternativ könnte man beim Parkplatz Schiederweiher starten.